Remote-monitoring-systeme für die Steuerung und Kontrolle von Produktions-Anlagen sind bereits seit vielen Jahren etabliert, eine neuere Entwicklung sind jedoch solche Systeme für das Controlling und die Optimierung von mobilem Equipment. Während in Anlagen ein klar umrissenes und im wesentlichen abgegrenzten Environment vorherrscht (Die Anlage an sich mit vordefinierten Komponenten, Schnittstellen, etc.), stellt sich dies für ein Flottenmanagement im Bergbaubetrieb gänzlich anders dar: Verschiedene Betriebsmittel unterschiedlicher Hersteller und aus unterschiedlichen technischen Generationen können dabei in wechselnder Weise miteinander interagieren oder haben eigenständig Aufgaben zu erledigen. In der überwiegenden Anzahl der Fälle werden diese – meist sind es Baumaschinen - auch noch von Menschen betrieben, was einen zusätzlichen Spannungsfaktor hinzufügt.
Um zu brauchbaren Betriebsdaten („KPIs“) zu gelangen, werden je nach Komplexität und Dauer des jeweiligen Einsatzes seit jeher unterschiedliche Verfahren eingesetzt. Im einfachsten Fall können die jeweiligen Fuhren oder Einheiten („Batches“) gezählt werden und über eine durchschnittliche Beladekapazität ist die System-Produktivität in etwa abschätzbar bzw. über mehrere Einsätze wohl auch vergleichbar. – Eine seit tausenden Jahren weit verbreitete Methode der Betriebssteuerung, für den andauernden Betrieb jedoch unbrauchbar, denn die erhobenen Daten sind meist unvollständig, ungenau und zu spät.
Moderne Methoden versuchen, durch Digitalisierung aller wesentlichen Betriebsabläufe und die sofortige Erfassung, Auswertung und Zur-Verfügung-stellen von Messwerten, robuste und nutzbare Datensätze zu generieren, wobei derzeit zwei Ansatzweisen zu finden sind: Die Nutzung von bereits in Maschinen vorhandenen Betriebsdaten (z.B. Nutzung von definierten CANBUS-Daten) in meist OEM-gebundenen Environments und Plug-on Systeme, welche ein eigenes Daten-environment etablieren und damit auch herstellerübergreifend eingesetzt werden können.
Im Rahmen der Fachausschuss-Sitzung "Tagebaue" des Bergmännisches Verbands Österreich "BVÖ" im April 2024 in Gummern (Kärnten) wurde das System der Firma „abaut“ vorgestellt. Diese Plug-On Lösung wurde für das Monitoring von Baustellen und (dzt. nur obertägigen) Bergbau entwickelt und wird derzeit in mehreren Betrieben in Österreich und auch europaweit eingesetzt. Daten werden dabei unter anderem aus eigens entwickelten Sensorboxen generiert, mit anderen Daten (z.B. Wiegedaten) verknüpft und in einer eigenen Cloud dem Nutzer als (SaaS-)Lösung zur Verfügung gestellt. Spezifische Tätigkeiten werden durch z.B. Bewegungsprofile erfasst und somit können – im gegenständlichen Fall – für den Bergbaubetrieb relevante Arbeitsschritte unterschieden, charakterisiert und in beliebiger Tiefe und Breite analysiert und verglichen werden (z.B. als Produktivität und Effizienz von Förderzyklen). Die Datenbasis scheint ausreichend zu sein, um auch belastbare Abrechnungsdaten generieren und im weiteren LEAN-Management in Tagebauen etablieren zu können.
Abbildung: Mögliche Darstellung von Beladepunkten und Fahrgeschwindigkeiten in einem Tagebau im „abaut“ remote-monitoring-system.
Datenauswertungen und -darstellung sind spezifisch nach Anforderung durch den Kunden möglich, außerdem können die Rohdaten zur Verfügung gestellt werden, sodass eigene Auswertungen möglich sind. Die Anforderungen an Datengenauigkeit und -vielfalt vonseiten befragter potentieller Nutzer wurden nach der Systemvorstellung als Anspruchsvoll erkannt: So ist eine Genauigkeit erhobener Daten unter generellen „80%“ nicht gewünscht, die meisten Befragten wünschten sich Genauigkeiten „>97%“, obwohl dies nicht als spezifisch bestimmte Kenngröße abgefragt wurde. Weiters interessant erscheint die Möglichkeit, ein einmal erworbenes System nach erfolgter genügender Einordung des analysierten Standortes auch auf andere Betriebe übertragen zu können.
Comments